Chronologie der Grundwasserförderung in Birstein, Ortsteile Kirchbracht & Illnhausen

1900 – 1910Stadt Frankfurt erwirbt ausgedehnte Ländereien, sogenannte wasserhöffige Gebiete, im oberen Brachttal in der Gemarkung Kirchbracht und rund um den Illnhäuser Weiher sowie im Horstwald in der Gemarkung Illnhausen
1961Veröffentlichung des wasserwirtschaftlichen Rahmenplanes Kinzig, welcher die Gewinnung von 32 Millionen Kubikmeter Grundwasser aus Tiefenbrunnen im Brachttal bei Neuenschmidten und Kirchbracht, im Salztal oberhalb Salz, im Schlüchterner Becken, in Breitenborn-Gettenbach und in Wirtheim vorsah.
1968Wasserverband Kinzig kauft Gelände für Brunnenstandorte von privaten Grundbesitzern in Kirchbracht und Mauswinkel auf
1969 – 19717 Brunnen werden vom Wasserverband Kinzig gebohrt: 3 im oberen Tal der Bracht, nördlich der Horstmühle in der Gemarkung Kirchbracht, 3 im Riedbachtal, oberhalb von Mauswinkel, in der Gemarkung Mauswinkel, 1 unmittelbar neben dem Illnhäuser Weiher in der Gemarkung Illnhausen  
23.11. – 22.12.1971Erster Pumpversuch aus 3 Brunnen in Kirchbracht und 1 Brunnen in Illnhausen
Dez 1973Erste Unterschriftensammlung gegen die Grundwasserentnahme im Tal der Bracht und im Salztal
20. Mai 1974Gründungsversammlung der Interessengemeinschaft zum Schutz des Wasserhaushaltes im Vogelsberg IG-Wasser e.V. im Dorfgemeinschaftshaus in Kirchbracht
Okt 1974Erste Informationsveranstaltung von Wasserverband Kinzig und WWA-Hanau über die geplante Verlegung von Wasserleitungstrassen über private Grundstücke im Brachttal in der Mehrzweckhalle Neuenschmidten. Die Versammlung wird von den Teilnehmern nach der Eröffnung abgebrochen und zunächst umfassende Aufklärung über die geplanten Grundwasserentnahmen verlangt.
5. Nov 1974Wasserverband Kinzig reicht beim RP in Darmstadt Antrag auf Wasserrecht aus 7 Brunnen mit einer Gesamtfördermenge von 26000 m³/Tag = 7,85 Millionen m³/Jahr ein.
29. Nov 1974Einberufung einer Info-Versammlung durch den Regierungspräsidenten Darmstadt im Sitzungssaal der Kreiswerke Gelnhausen, mit allen an der Grundwasserentnahme beteiligten Behörden, Gemeinden, Ortslandwirten, Bauernverband und priv. Forstverwaltungen. Erstmals werden Zahlen und geplante Fördermengen bekannt gegeben.
29. Apr 1975Anhörung der Gemeinden Birstein, Brachttal und Freiensteinau durch den Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft des Hessischen Landtage in der Gaststätte „Alt Budapest“, Hellstein. Karl Lißmann, als Vorsitzender des Ausschusses für land- und Forstwirtschaft in der Gemeindevertretung von Birstein trägt die Stellungnahme der Gemeine Birstein vor und fordert erstmals das uneingeschränkte Mitspracherecht der von der Grundwasserentnahme betroffenenen Gemeinden bei allen wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren
25. Aug 1975Der Hessische Landtag beschließt die Einführung eines Stufenplanes bei allen Grundwasserentnahmen,mit langsamer Annäherung an die geplanten Föermengen, sowie die Einrichtung der Vogelsberg-Kommission beim RP Darmstadt mit Sitz und Stimme für die von der Grundwasserentnahme betroffenen Gemeinden zur Ausübung ihres Mitspracherechtes
20. Apr 1976Die Interessengemeinschaft zum Erhalt des Wasserhaushaltes im Vogelsberg e.V. fordert erstmals Beweissicherungsmaßnahmen für vorhandene Feuchtbiotope und für das oberflächennahe Grundwasser in den Talauen, 30 Flachpegel, zwischen 3 – 6 Meter tief werden im Tal der Bracht und Riedbachtal eingerichtet und monatlich kontrolliert
Nov 19761.000 Stunden Pumpversuch mit stufenweiser Erhöhung an die geplante Fördermenge von 7,3 Millionen m³/Jahr aus 7 Brunnen in Kirchbracht, Mauswinkel und Illnhausen. Nach 70 Stunden ist der Illnhäuser Weiher nahezu leer
9. Okt 1978Klausing-utachten der hessischen Landesanstalt für Umwelt – siehe Gesamtübersicht- sieht die beantragte Fördermenge als zuhoch an und empfiehlt eine Reduzierung für Kirchbracht, Mauswinkel und Illnhausen auf 5,08 Mio m³
1981Verwaltungsgerichtsklagen und Verweigerung des Fürsten Isenburg-Birstein zur Durchleitung über seine Grundstücke stoppen den Weitrbau der Brunnensammelleitung von Wächtersbach nach Kirchbracht und Salz. Oberhalb von Hellstein endet die 600 mm Leitung und wird zubetoniert.
Feb 1982Erste Brandanschläge auf Brunnen und Pumpen
8. Nov 1982IG-Wasser e.V. stellt ihr Komzept einer ökologischen Beweissicherung für das Gewinnungsgebiet Kirchbracht anlässlich eines Behördentermins im Wasserwerk Neudorf vor. Bei der anschließenden Ortsbegehung aller Beteiligten werden die Vorschläge konkretisiert.
22. Jan 1983Dr. Klausing- HlfU- stellt das Ergebnis vom Termin am 8.11.82 zusammen und legt ein Papier mit konkreten Einzelmaßnahmen vor
7. Apr 198323 Landwirte und Grundbesitzer in Kirchbracht und Illnhausen werden durch den Rp Darmstadt mit einem Zwangsrecht zur Duldung der Verlegung einer Wasserleitungstrasse auf ihren Grundstücken belegt. Alle Betroffenen legen Widerspruch gegen die Enteignung ein, die sämtlich abgewiesen werden
2. Jun 1983Brunnenhaus am Illnhäuser Weiher brennt total aus
Jul 1983Weitere Brandanschläge auf Brunnenhäuser in Kirchbracht und Mauswinkel
1. Jul 1983RP Darmstadt ordnet Sofortvollzug zur Förderung aus 3 Brunnen im oberen Tal der Bracht, Gemarkung Kirchbrachtv on 5.000 m³ = 1,83 Mio. m³/Jahr an. Die Auflagen zur Beweissicherung sind vom Wasserverband Kinzig einzuhalten.
1983 – 1984Brunnensammelleitung für das #gewinnungsgebiet Kirchbracht und Illnhausen wird verlegt. Der Anschluß an die alte Frankfurter Quellwasserleitung erfolgt am alten See, unterhalb von Fischborn
13. Nov 1983Weitere Brandanschläge: auf der Baustelle der Brunnensammelleitung, in Kirchbracht brennen 2 Bagger total aus, 300.000 DM Schaden
Ostern 1984Die Brandanschläge reißen nicht ab. Mehrere Brunnenhäuschen in Kirchbracht und Mauswinkel werden schwer beschädigt, Schachtanlagen demoliert. Die Kriminalpolizei ermittelt ohne Erfolg
6. Mai 1984Ein Druckrohr im Tal der Bracht bei Illnhausen wird zerstört, so dass die Förderung in Kirchbracht eingestellt werden muss. Die Bauarbeiten an der Brunnensammelleitung sind nahezu vollendet.
Okt 1984Sachstand: Gemarkung Kirchbracht Gegen den wasserrechtlichen Bescheid des RP Darmstadt vom 1.7.1983 über die befristete Erlaubnis zur Entnahme von 1,83 Mio m³ aus 3 Brunnen in Kirchbracht werden 100 Widersprüche erhoben. Mit Bescheid vom 12.7.1984 wurde trotzdem sofortige Vollziehung angeordnet Gemarkung Mauswinkel Ein Erlaubnisantrag des Wasserverbandes vom 10.4.184 zur Entnahme von Grundwasser bis zu 4.000 m³/Tag = 1,46 Mio m³/Jahr aus 3 Brunnen liegt beim RP in Darmstadt vor Gemarkung Illnhausen Ein Erlaubnisantrag des Wasserverbandes vom 9.7.1984 für eine Grundwasserentnahme bis 4.300 m³/Tag = 1,57 Mio m³/Jahr für den Brunnen am Illnhäuser Weiher, mit dem Antrag auf sofortige Vollziehung, liegt beim RP Darmstadt vor
Dez 1984Aus den 3 Brunnen in Kirchbrachz werden 3.000 m³/Tag = 1,095 Mio m³/Jahr gefördert und in die alte Frankfurter Quellwasserleitung in Fischborn eingeleitet. Damit ist die Förderkapazität dieser Wasserleitung voll ausgelastet.
23. Dez 1985Brandanschläge mit hohem Sachschaden an 3 im Betrieb befindlichen Förderbrunnen in Kirchbracht
1986Die IG Wasser e.V. verhandelt mit dem Wasserverband Kinzig über einen Rahmenvertrag „zur ordenungsgemäßen Bewirtschaftung“ der land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen in den geplanten Wasserschutzzonen 2 in der Gemarkung Kirchbracht
12. Dez 1987Die IG Waser e.V. schließt den rahmenvertrag zur „ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung“ der Nutzflächen im Gewinnungsgebiet Kirchbracht ab.
1988Dem Wasserverband Kinzig wird vom RP die Baugenehmigung zu der Brunnensammelleitung für die 3 Brunnen in Mauswinkel und für die Transportleitung von Fischborn nach Hellstein erteilt. Mit dieser Maßnahme wäre nunmehr eine Aufnahme der Förderung aus den 3 Brunnen in Mauswinkel und dem Illnhäuser Brunnen möglich
21. März 1989Im Dorfgemeinschaftshaus in Mauswinkel findet die Gründungsversammlung der „Gemeinschaft der Rahmenvertragspartner e.V.“ mit dem Erlass einer Satzung, der Wahl eines Vorstandes und der Einrichtung einer gemeinsamen Kommission mit dem Wasserverband statt. 31 landwirt aus Kirchbracht, Illnhausen und Mauswinkel schließen sich dieser Gemeinschaft an.
1989Infolge geringer Niederschläge und geringerer Grundwasserneubildung im vorausgegangenen Winter zeigen sich, zusammen mit der Grundwasserentnahme erstmals längere Trockenfallstrecken ind der bracht. Die Wasserstände liegen im Bereich des Trockenjahres 1976
Nov 1989Auf Anweisung der Stadt Frankfurt und des Main-Kinzig-Kreises werden alle geplanten Baumaßnahmen zur Grundwassergewinnung im südlichen Vogelsberg gestoppt. Die Grundwasserförderung in den Gewinnungsgebieten Neuenschmidten und Kirchbracht wird auf die derzeitig geförderte menge von zusammen 9.500 m³/Tag = 3,5 Mio m³/Jahr festgeschrieben. Alle weiteren gestellten wasserrechtlichen Anträge beim RP Darmstadt ruhen.
1990-1996Die Grundwassergewinnung erfolgt in dem erlaubten Rahmen. Zuletzt durch Erlaubnis vom 19.12.1996 bis zum 31.12.2001 für die 3 Brunnen in Kirchbracht, mit einer menge von 1,095 Mio m³/Jahr und mit erheblich verschärften Kontrollen und ökologischen Auflagen. Bei den gemeinsamen Sitzungen der Rahmenvertragskommission, mindestens 2- mal im Jahr, werden alle strittigen Probleme der Grundwassergewinnung erörtert
1997Eine Verordnung über die Einrichtung von Trinkwasserschutzgebieten ist in Vorbereitung. Eine Schutzgebietsausweisung ist aber bisher nicht erfolgt. Die Beteiligten streben hier eine gemeinsame Kooperationslösung an. Die Nitratbelastung von unter 10 Mg/l ist sehr niedrig und zeugt von einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung der Flächen im Einzugsgebiet der Brunnen.
2001Die Erlaubnis aus den 3 Brunnen in Kirchbracht 1,095 Mio. m³ zu fördern wird bis zum 31.12.2021 verlängert
4. Mai 2020Der Wasserverband Kinzig beantragt beim RP Darmstadt folgende Wasserrechte: Aus den 3 Brunnen in Kirchbracht 1,65 Mio m³/Jahr, aus einem Brunnen in Illnhausen, aus dem bisher noch nicht gefördert wurde, 400.000 m³/Jahr