
Problematik & Forderungen
In den über 40 Jahren der überregionalen Wasserförderung des Wasserverbandes Kinzig (WVK) wurden aus dem südlichen Vogelsberg hohe Mengen an Grundwasser in den Ballungsraum Rhein-Main gefördert:
- aus den Fördergebieten Brachttal-Neuenschmidten (Süd und Nord) über 100.000.000 m³ Wasser,
- aus Birstein – Kirchbracht/Illnhausen ca. 40 Millionen m³ Wasser
- seit 1873 aus Birstein-Fischborn ca. 352 Millionen m3.
Das sind zusammen fast eine halbe Milliarde Kubikmeter Grundwasser, die bisher Richtung Frankfurt am Main geflossen sind. Ein unvorstellbar hoher Wert.
In den ersten 20 Jahren der Förderung in Brachttal Neuenschmidten (Süd und Nord) sind die Grundwasserstände teilweise bis zu 50 m abgesunken und haben sich seitdem nicht mehr erholt. Brachttal war ehemals sehr reich an Quellen und Feuchtgebieten. Die meisten Feuchtgebiete und Quellen sind trockengefallen. (Siehe die Dokumentationen von Heidrun Berressem „Wasser unser kostbarstes Gut“ http://heidrun-berressem.de/PDF und „Grundwasser in Brachttal 3. aktualisierte Auflage“ http://heidrun-berressem.de/PDF_dateien/GruWaBu_Brachttal.pdf . Diese Downloads stehen zurzeit leider nicht zur Verfügung.
Das ehemals wasserreiche Flüsschen „Bracht“ und die Vegetation haben inzwischen die Verbindung zum Grundwasser verloren. Die Bracht, die Wiesen und Wälder sind auf den durch die Klimaveränderungen nur noch sporadisch fallenden Regen angewiesen.
In Birstein-Kirchbracht sieht es nicht anders aus. Auch hier sind die Grundwasserstände dramatisch gefallen und Quellen versiegt. Die Landschaft trocknet immer mehr aus.In den letzten Jahren fiel sogar die Bracht im Oberlauf bei Kirchbracht in den heißen Sommermonaten trocken – ein tödliches Fiasko für die Bachfauna und -flora. Das Auengebiet um den Illnhäuser Weiher mit seinem seltenen Schwingrasen droht zu verschwinden, sollte der Brunnen dort in Betrieb genommen werden.
Die IG-Wasser ist überzeugt, dass sich bei einer fortgesetzten Grundwasserförderung die biologischen Parameter weiter verschlechtern werden, zumal der Wasserverband allen Ernstes für das Fördergebiet in Birstein eine Verdoppelung der Entnahmemenge und die Inbetriebnahme weiterer Brunnen anstrebt.
In beiden Gewinnungsgebieten Brachttal und Birstein weisen zahlreiche Wohngebäude und andere Gebäude kaum sanierbare Schäden auf. Die Landwirtschaft fürchtet um ihr Überleben. Die kommunalen Wasserentnahmen sind äußerst gefährdet und damit ist die eigene Trinkwasserversorgung der heimischen Bevölkerung bedroht.
Die Forderung der IG-Wasser lautet deshalb:
- Das vom Wasserverband Kinzig angestrebte neu beantragte Wasserrecht sollte immer nur für ein Jahr neu beschieden werden. Bei Unterschreitung der Grenzgrundwasserstände muss es zum Aussetzen der Wasserentnahme kommen.
- eine Erhöhung der Entnahmemenge in Birstein muss verhindert werden.
- In allen Gewinnungsbereichen müssen Grenzgrundwasserstände ausgewiesen werden.
- Die momentan gehandhabte Vorgehensweise, bei Erreichen eines Grenzgrundwasserstandes die Wasserentnahme in anderen Bereichen zu erhöhen, darf nicht mehr stattfinden.
- Der neu gebaute Tiefbrunnen in Neuenschmidten-Nord darf erst in Betrieb gehen, wenn in Neuenschmidten-Nord Grenzgrundwasserstände festgelegt sind.
- Die Messstellen und Brunnenwasserstände sind digital täglich zu erfassen und direkt an die Genehmigungsbehörde, resp. HLNUG, zu senden. Sie müssen täglich ausgewertet werden. Bei Erreichen der Grenzgrundwasserstände ist die Wasserentnahme aus allen Brunnen sofort zu stoppen.
- die Einführung eines Wasserkonzeptes in der Stadt Frankfurt, das seit Jahrzehnten überfällig ist, muss sofort erstellt und umgesetzt werden (Wassersparkonzepte, intensive Brauch- und Mainwassernutzung, Regenwassernutzung usw.). Jedes Warten verschärft die untragbaren Folgen in Natur- und Landschaft im Vogelsberg und bedroht die örtliche Trinkwasserversorgung der Ortschaften im Vogelsberg.
- die Entnahme von Grundwasser in Birstein und Brachttal muss in absehbarer Zeit eingestellt werden.
- eine Regeneration des Grundwassers und der Landschaft in Birstein und Brachttal ist zwingend notwendig und muss umgehend erfolgen.